Eine Podiumsdiskussion mit Getränkeherstellern und rund 60 Fachjournalisten für FachPack und BrauBeviale ging im Juni drängenden Fragen der Getränkebranche nach: Wie verändert sich der Getränkemarkt? Welche Herausforderungen ergeben sich aus dem veränderten Konsumentenverhalten für die Getränkeproduzenten und welche Weichen sollten sie besser stellen, um auch in Zukunft erfolgreich im Markt agieren zu können?

Moderator Markus Raupach sprach darüber mit Martha Gehring (Inhaberin Weinbau & Edelobstdestille GEHRING), Marlies Bernreuther (Inhaberin und Geschäftsführerin Pyraser Landbrauerei), Stephan Michel (Geschäftsführer Mahrs Bräu) und Benedikt Pointner (Inhaber Pointner Edelbrand Destillerie).

NMfairmag-Beitrag-Zukunft-Getraenkebranche Foto von links: Martha Gehring, Stephan Michel, Marlies Bernreuther, Benedikt Pointner

Foto von links: Martha Gehring, Stephan Michel, Marlies Bernreuther, Benedikt Pointner

Wir haben die prägnantesten Aussagen zusammengefasst:

Gehring: „Wein hat in Deutschland eine enorme Entwicklung hinter sich. Heute sind deutsche Winzer weltweit unterwegs und kommen mit neuen Ideen zurück. Dahinter steckt weit mehr als nur die reine Herstellung von Wein, hinter Frankenwein beispielsweise steht ein ganzer Tourismuszweig.“

Bernreuther: „Wir stellen jedes Jahr über 50 Sorten her, aber sehr strukturiert. Wir überprüfen und überdenken unser Sortiment regelmäßig.“

„Eine Frau macht einen Schluck und wenn es ihr nicht schmeckt, lässt sie es stehen. Männer trinken alles.“

Pointner: „Die Entwicklung bei den Brennern verläuft ähnlich zur Entwicklung bei Bier und Wein, jedoch sind Brenner noch eher am Anfang. Die Szene wird jünger, besinnt sich auf Qualität, lässt sich schulen. Es gibt mittlerweile den Ausbildungsberuf Brenner sowie weiterführende Ausbildungen wie den Edelbrandsommelier.“

Michel: „Wir richten unser Hauptaugenmerk auf weibliche Konsumenten: Eine Frau macht einen Schluck und wenn es ihr nicht schmeckt, lässt sie es stehen. Männer trinken alles.“

Das kommt mir nicht in die Dose – oder etwa doch?

Bernreuther: „Bier in der Dose? Für uns in Deutschland nicht denkbar, für den Export allerdings schon. Die Dose ist eine der besten Verpackungslösungen für Bier, für Getränke überhaupt. Aber vor allem in Deutschland spielt da noch der Imageaspekt mit.“

Michel: „Die Dose ist bestes Outdoor-Produkt: leicht transportierbar, lichtgeschützt, schnell kühlbar, keine Verletzungsgefahr wie bei Glas. Wer das Bier nicht aus der Dose trinken möchte, kann es ja ins Glas einschenken.“

Gehring: Prosecco, Cocktails, Schorle in der Dose – ja. Puren Wein in der Dose kenne ich nur aus Schweden. Gehobene Weine haben jedoch einen anderen Stellenwert, eine andere Zielgruppe, die werden bei uns nicht in die Dose kommen.“

Alkoholfrei: top oder Flop?

Bernreuther: „Alkoholfreies Bier ist mittlerweile unsere zweitstärkste Sorte in der Brauerei.“

Gehring: „Alkoholfreier Wein? Ist ein Thema, aber schwierig, Alkohol ist nunmal Geschmacksträger. Leichtere Weine werden gerade im Sommer nachgefragt und auch angeboten. Teilweise gibt es auch passable alkoholfreie Weine.

Und so sieht die Zukunft aus…

Michel: „Auch wenn wir international sehr erfolgreich sind, müssen wir auch an unseren Heimatmarkt denken. Man sollte bei dem bleiben, was man kann und „ehrliches“ Bier machen.“

Bernreuther: „Einziger Vorteil der Craft Beer Bewegung ist, dass tatsächlich mehr über Bier gesprochen wird. Craft Brew heißt Handarbeit, was wir ohnehin schon immer machen. Wir konzentrieren uns auf unsere Hauptsorten. Bei der Verpackung setzen wir auf kleiner und leichter mit unserem teilbaren Kasten.“

„Wir wollen neue, spannende Produkte schaffen, mit Pathos, Geschichte dahinter.“

Pointner: „Ein guter Brand ist immer Handarbeit. Qualität entsteht nicht in der Brennerei, Qualität entsteht am Baum.“

Gehring: „Wir erleben überall einen Trend zu mehr Virtualität. Stichwort Alexa, das wird die Zukunft sein. Gute Weine, bodenständige Geschichten und vor allem: die Konsumenten zu Hause abholen.“

Michel: „Unser Kellerbier in der 0,25l-Flasche ist inspiriert durch die Düsseldorfer Altbier-Größe wie im Füchschen: Nicht nur Frauen und jüngere Konsumenten, auch ältere Menschen wollen lieber kleinere Größen. Der Vorteil: Das Bier ist immer frisch, man hat weniger zu tragen. Wir sind damit seit 2011 auf dem Markt, inzwischen wurden wir von größeren Brauereien abgekupfert.“

Pointner: „Wir leben in Bayern im Land des Bieres, da liegt es nahe, den Schulterschluss zu den Brauern zu suchen. Bierbrand ist zum Beispiel eine Nische, die wir besetzen wollen, um aus unserem Schatten herauszutreten. Wir wollen neue, spannende Produkte schaffen, mit Pathos, Geschichte dahinter.“

Der Beitrag Zukunftsfähigkeit der Getränkebranche erschien zuerst auf Das Online-Magazin der NürnbergMesse..