Viele denken, sie hätten keine Berührungspunkte mit Druckguss, aber da liegen sie falsch. Auch wenn die Druckgussteile meist im Verborgenen bleiben, sind sie aus dem täglichen Leben nicht wegzudenken. Sie sorgen dafür, dass unsere Autos fahren, Fenster und Türen sich öffnen lassen und Kaffeeautomaten fähig sind, uns unseren täglichen Kaffee zuzubereiten.
Druckguss, was ist das?
Beim Druckgießen wird in einer Druckgießmaschine flüssiges Metall unter hohem Druck und mit hoher Geschwindigkeit in eine Form gedrückt, nimmt dabei deren Konturen an und erstarrt rasch. Nach dem Erstarren öffnet die Maschine die Form und stößt das Gussteil aus. Das Druckgießen ist eines der wirtschaftlichsten und schnellsten Formgebungsverfahren. Mit einer einzigen Form lassen sich Hunderttausende von Gussteilen in einheitlicher Qualität und mit hochwertiger Oberfläche zu relativ geringen Stückkosten herstellen. Die für das Druckgießen am häufigsten verwendeten Metalle sind Aluminium, Zink und Magnesium mitsamt deren Legierungen.
Vom Drucken zum Druckgießen
Die Druckgießtechnik hat ihre Wurzeln im Industriezeitalter und entstand Mitte des 19. Jahrhunderts im Zusammenhang mit dem Zeitungs- und Buchdruck. Besonders bedeutend war der Druckguss damit vor allen Dingen für das ebenfalls aufblühende Verlagswesen. Wichtige Erfindungen boten die Grundlage, um schnell, flexibel, in großer Zahl und kostengünstig Zeitungen und Bücher drucken zu können.
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Eine Innovation war beispielsweise die von dem Deutschamerikaner Ottmar Mergenthaler (1854-1899) entwickelte Linotype-Setzmaschine (1886). Diese war bis in die 70er Jahre eine der am weitesten verbreiteten Satzmaschinen für den Zeitungsdruck. Eines der Hauptelemente dieser Maschine war eine integrierte Druckgießmaschine, die die aus Messing-Buchstabenmatrizen gesetzten zeilenförmigen Gießformen mit flüssigem Blei ausgoss. In den ersten 30 Jahren wurde das Druckgießen praktisch nur im Druckereiwesen genutzt.
Der Nürnberger Pionier des Druckgießens
Das Linotype-Verfahren regte den gebürtigen Nürnberger Herman H. Doehler (1872-1964) an, über weitere Anwendungsmöglichkeiten des Druckgießens nachzudenken und die dabei gewonnenen Ideen umzusetzen. Er gründete im Jahr 1908 die Doehler Die-Casting Company, die in den frühen 1940er Jahren als der weltweit größte Hersteller von Druckgussteilen galt und bis 1998 existierte. An diesen Pionier der Druckgießtechnik erinnert der vom amerikanischen Druckgießereiverband NADACA vergebene „Herman H. Doehler Award“.
Entwicklung des Druckgussmarktes
Auch die erste auf dem Markt erhältliche Druckgießmaschine, die alle wesentlichen Komponenten einer modernen Druckgießmaschine enthielt, wurde in den USA entwickelt, und zwar von Joseph Soss und Louis H. Morin, die das entsprechende Patent im Jahr 1925 erhielten.
In der Zeit gegen Ende des 19. und in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, kamen laufend neuartige Produkte auf den Markt. Fabrikanten erkannten die Vorteile des Druckgießens. Der Druckguss ermöglichte es, unter anderem, Teile für Schreibmaschinen, Registrierkassen, Uhren und Elektrogeräte wirtschaftlich herzustellen.
Auch Spielwarenhersteller nutzten das Druckgießen, um möglichst originalgetreue Spielzeug- und Modellautos herzustellen. Nicht zuletzt wurden die entstehende Automobilindustrie und deren Zulieferer zu wichtigen Abnehmern von Druckgusserzeugnissen.
Seit dem frühen 20. Jahrhundert hat die Druckgießtechnik mit zunehmender Geschwindigkeit Fortschritte gemacht. Die Druckgießtechnik blieb aber nicht auf einem einmal erreichten Niveau stehen. Die Maschinen wurden immer leistungsstärker.
Einen Einblick in den Stand der Druckgießtechnik und Anregungen, wie Druckgießereien ihre Marktstellung stärken und ausbauen können, gibt die Internationale Fachmesse für Druckguss EUROGUSS, die vom 14. bis zum 16. Januar 2020 im Messezentrum Nürnberg stattfindet.
Autoren: Konrad Dengler und Katja Spangler
Der Beitrag Vom Bücherdrucken und Autoteilegießen erschien zuerst auf Das Online-Magazin der NürnbergMesse..