von Gastautor | Jan 21, 2019 | Allgemein, Messebeteiligung, Messe und Kommunikation
Der Bundesverband Industrie Kommunikation (bvik) ist ein Querschnittsverband für Unternehmen und Dienstleister im B2B-Sektor. Seit 2011 führt der Verband jährlich eine Befragung bei den Marketing-Verantwortlichen zu ihren Marketing-Budgets durch. Seine 150 Mitglieder sind auch sehr messeaktiv. Wir freuen uns, die Messe-Empfehlungen des Verbandes als Gastbeitrag von Tanja Auernhammer, Leiterin der Geschäftsstelle des bvik, in unserem Blog zu veröffentlichen.
Tanja Auernhammer:
Ausgangslage: B2B-Marketing-Budgets steigen
Je digitaler die Welt, umso größer ist offenbar das Bedürfnis nach persönlichen Kontakten. Gerade im Industrie-Sektor spielt Vertrauen bei der Kaufentscheidung eine zentrale Rolle. Die Messe behauptet sich daher vielen Unkenrufen zum Trotz in der Industrie konsequent als wesentliches Element im Marketing-Mix. Seit Jahren geben B2B-Marketingverantwortliche laut der jährlichen Marketing-Budget-Studie des Bundesverband Industrie Kommunikation e.V. (bvik) etwa 40 Prozent ihres Jahresetats für Messen und Live-Events aus. Die durchschnittlichen Gesamtbudgets für B2B-Marketing und -Kommunikation haben sich seit dem Jahr 2015 signifikant erhöht und sind von 1,73 Mio. EUR in 2015 auf 2,62 Mio. EUR in 2017 gestiegen. Auch die Budgets für Messen sind seit der ersten Befragung im Jahr 2011 um rund fünf Prozent gewachsen. Dies hat vielschichtige Gründe und ist auch ein Zeichen dafür, dass sich der Stellenwert des Marketings in der Industrie erhöht hat. Allerdings kann dies erst der Anfang sein, denn gerade im Prozess der digitalen Transformation leistet professionelle Marketing-Kommunikation einen wesentlichen Beitrag zur Wertschöpfungskette. Um erfolgreiches Messe-Marketing zu betreiben, gibt es einige Empfehlungen, die man beachten sollte:
1. Kennzahlen schaffen Transparenz
Der Konkurrenzdruck aus dem In- und vor allem Ausland steigt immer mehr, die Aufgabenfelder im Marketing vervielfältigen sich, die Investition in eine Fachmesse muss sich daher unter dem Strich rechnen. Entscheider tun gut daran, Zeit und Ressourcen in die Erstellung einer durchgängigen zahlengestützten Markenstrategie zu investieren. Für Großprojekte wie Messen sollten vorab relevante Key Performance Indikatoren definiert und nach Abschluss gemessen und ausgewertet werden: Hat sich die Zahl der Neukunden durch gezielte Einladungsmaßnahmen wie gewünscht erhöht? Konnten Standmitarbeiter ausreichend interessante Leads generieren? Wie viele Verkaufsgespräche wurden geführt und wie hoch war das Engagement der Stammkunden? Die Zeit ist schnelllebiger geworden, neue Technologien und Trends verunsichern die Geschäftswelt und vernebeln einem gelegentlich die Sicht. Aber bei einer genauen Analyse von Plan- und Ist-Zahlen wird eine realistische Bewertung des Messegeschäfts möglich. Dabei reicht oft eine Fokussierung auf wenige relevante Kennzahlen, die im Idealfall in ein Kennzahlensystem eingebettet sind. Konzepte auf dieser Basis weiterzuentwickeln, ist wesentlicher Bestandteil der professionellen Messekommunikation.
2. Markenbotschaft und Content-Angebot stimmig durch alle Kanäle
Kunden kommen heute in der Regel deutlich informierter zum Messestand: Per Website, Social Media oder – teils automatisierte – Mailingangebote können Gespräche mit dem Kundenberater vor Ort perfekt angebahnt und vorbereitet werden. Besonders im B2B-Bereich ist die Customer Journey extrem komplex. Je individueller Menschen in ihrer aktuellen Problemlage abgeholt werden, umso höher sind die Erfolgsaussichten für den Verkäufer. Ein professioneller, durchgängiger Markenauftritt mit einem breitgefächerten Content-Angebot ist dabei die Grundlage. Gezielt und strategisch passgenau eingesetzt unterstützen die Inhalte und Informationen die Interessenten in ihrer jeweiligen Phase der Kaufentscheidung im Vorfeld einer Messe. Marketing- und Kommunikationsabteilungen werden durch die neuen Möglichkeiten und Erwartungshaltungen jedoch mit zahlreichen neuen Hürden und Herausforderungen konfrontiert. Die Umsetzung der neuen Datenschutzrichtlinien nach der EU-DSGVO ist im Kontext des Leadmanagements auf Messen sicherlich eine davon.
3. Technologieführerschaft statt breiter Produktpräsentation
Messe-Entscheider tun grundsätzlich gut daran, eine gesunde Balance zwischen Kundenansprache und Produktvielfalt am Messestand zu finden. Oftmals führt dies vorab zu internen Kämpfen zwischen der Marketing- und Vertriebsabteilung, eine Kompromissfindung wird durch eine zahlenbasierte Markenstrategie wie oben skizziert in jedem Fall erleichtert. Professionelle Messekommunikation beinhaltet ein ganzheitliches Konzept von Markenbotschaft, eingesetzten Materialien, Standelementen wie Beleuchtung, akustischen Features und Hightech-Anwendungen. Alle eingesetzten Medien und Materialien müssen auf die Markenbotschaft einzahlen und dabei die Bedürfnisse des Messebesuchers in den Mittelpunkt stellen. Je nach festgelegtem Messeziel sollten sich Marketingverantwortliche für passende Präsentations- und Cateringkonzepte mit entsprechender Fokussierung entscheiden. Es lohnt sich, ausreichend Zeit und Mittel in die Erstellung der Messekonzeption zu investieren. Professionelle Partner mit Schwerpunkt auf B2B-Kommunikation sind hier hilfreich. Intern empfiehlt es sich, abteilungsübergreifend mit agilen Methoden und gemischten Teams aus Spezialisten der verschiedenen Bereiche zu arbeiten: Marketer mit Digital-Know-how werden die Taskforce ebenso bereichern wie Messe-Profis mit Vor-Ort-Erfahrung und Vertriebsmitarbeiter mit langjährigem Kundenkontakt.
4. Markenerlebnis mit Sinn, Gefühl und Verstand
VR-Anwendungen ermöglichen gerade im B2B ganz neue Produkterlebnisse. Technisch hochkomplexes kann durch raffinierte Animationen in einen für den Kunden sinnhaften Kontext eingebunden werden. Emotionale Elemente bereichern nicht nur die Anwendung, sie schaffen erstmalig ein nahezu ganzheitliches Produkterlebnis. Menschen möchten beeindruckt und in ihrem gesamten Wesen angesprochen werden. Daher verschwinden Messestände, die eher an „Gemischtwarenhandlungen“ oder Produktausstellungen erinnern, immer mehr von der Bildfläche. Wer seinem Wettbewerb mit Erfolg die Stirn bieten möchte, der sollte am Messestand interaktive Tools und Virtual-Reality-Erlebnisse nicht außen vor lassen. Mit Hightech am Stand lässt sich ein Anspruch auf Technologieführerschaft in seinem Segment selbstbewusst nach außen tragen. Doch Vorsicht vor zu viel Technikverliebtheit! Digitale Elemente sollten immer als Hilfsmittel gesehen werden, um Botschaften zu vermitteln. Sie sind niemals ein Ersatz für das persönliche Gespräch, sondern höchstens eine sinnvolle Ergänzung.
5. „Digital Guidance“ entlang der Social Journey
Bis vor wenigen Jahren spielten Social Media in der Kommunikation mit B2B-Kunden noch kaum eine Rolle. Dies hat sich mittlerweile geändert und gerade im Bereich der Messevermarktung erhalten die sozialen Kanäle eine starke Belebung. Bereits frühzeitig vor dem Messebeginn können Messekampagnen über Facebook und zunehmend auch über Twitter, LinkedIn, XING oder Instagram gelauncht und durchgeführt werden, um sich als Aussteller einen festen Platz im übervollen Kalender der Kunden zu sichern. Dies erfordert neben dem entsprechenden Fach-Know-how versierte Social-Media-Manager, die die zeitintensiven Kampagnen planen und kanalgerecht platzieren. Daran scheitern im Moment noch viele Unternehmen im deutschen Mittelstand. Um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können, sollte man sich personell in diesem Bereich professioneller Marketingkommunikation verstärken. Zumal auch Themen wie Live-Berichterstattung vom Messestand weitere Chancen eröffnen.
Über die Vernetzung via Social Media hinaus kann die Einführung einer eigenen Messe-App lohnenswert sein. Über dieses Tool können Sie ihre Kunden bereits im Vorfeld informieren und vor Ort mit passgenauen Service-Angeboten versorgen. Ein schöner Nebeneffekt im Sinne der anfangs erwähnten Erfolgsmessung: Digitale Tools und alle Social-Media-Plattformen bieten Dashboards, die zur Erfolgsauswertung eines Events sinnvoll beitragen können.
Auch bei den bvik-Veranstaltungen 2019 ist die Messe ein Fokus-Thema.
Über die Autorin
Tanja Auernhamer studierte Germanistik, Geschichte und Anglistik in Augsburg und Birmingham (Großbritannien). Nach einigen Jahren als Marketing-Managerin und Marketing-Leiterin im Verlagswesen kam sie 2013 als Verbandsreferentin zum Bundesverband Industrie Kommunikation e.V. Seit 2016 leitet sie die bvik-Geschäftsstelle im Bereich Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit.
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von Gastautor | Dez 10, 2018 | Allgemein, Messe und Kommunikation
Für die Messe- und Business-Event-Branche war das Jahr 2018 weltweit ein denkwürdiges Jahr. Dabei richtete sich die Aufmerksamkeit insbesondere auf Unternehmenszusammenschlüsse, Veränderungen bei den Veranstaltungsformaten, die sog. „Festivalisierung”, und eine veränderte globale Landschaft. // Gastbeitrag von Kai Hattendorf
Wie jedes Jahr nutzte das UFI-Team den Global Congress unseres Verbandes sowie zahlreiche separate Gespräche rund um den Globus zur Ermittlung der Kernthemen, die unserer Meinung nach im Jahr 2019 die Messebranche weltweit beeinflussen werden. Heute möchten wir Ihnen diese „fünf Trends der UFI für 2019” vorstellen:
1. Veränderung der Handelsstrukturen und nervöse Weltwirtschaft
Inmitten eines weltweiten Klimas der politischen Spannungen, von Protektionismus und Fake News verlangsamt sich das Wirtschaftswachstum. Die letzten IWF-Prognosen deuten auf rauere Zeiten für die Weltwirtschaft hin; dabei werden Protektionismus und neue Zölle als Hauptursache genannt. Allein die Zölle zwischen den USA und China dürften das Wachstum der Weltwirtschaft langfristig um 0,4 % schmälern. Selbst ohne diese zusätzliche Belastung ist es insbesondere auf den reifen (traditionellen) Messemärkten schwierig geworden, die Wachstumsraten zu halten: Die CEIR-Daten zeigen, dass unsere Branche in sieben der letzten acht Quartale in den USA im Vergleich mit der US-Wirtschaft insgesamt ein unterdurchschnittliches Wachstum verzeichnete.
So überrascht es kaum, dass laut zahlreichen Umfragen immer mehr US-Veranstalter außerhalb ihres eigenen Landes nach Geschäftsmöglichkeiten suchen. Parallel dazu kam es 2018 zum ersten Mal überhaupt dazu, dass ein chinesischer Veranstalter eine Mehrheitsbeteiligung an einer Fachmesse außerhalb Chinas übernahm. Wir werden es erleben, dass Akteure der beiden größten Binnenmärkte der Welt im Ausland nach Optionen suchen. All dies bietet neue Möglichkeiten für Partnerschaften zwischen Veranstaltern aus unterschiedlichen Märkten und das Nutzen gemeinsamer Interessen.
2. DIGITAL ist überall – aber DIGITAL ist nicht alles
Zehn Jahre nach der massenhaften Verbreitung von Social Media und der Zunahme von Smartphones ist es an der Zeit, die Diskussion über die Rolle der Digitalisierung in unserer Branche zu beenden. Heute ist die Digitalisierung einfach überall – im Ausstellungsbereich, im Büro des Managers, im Messe-Erlebnis des Kunden. Da Digitalisierung heute so normal wie Strom aus der Steckdose ist, ist sie zu einer Ware geworden (ebenso wie übrigens die Messesicherheit). Die Einführung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) durch die Europäische Union führt uns zu einer „neuen Normalität“ in der Art und Weise, wie wir als Branche mit Kundendaten umgehen und die entsprechenden internen Ressourcen dafür aufbauen.
Datenverarbeitung und Datensicherheit werden in der Zukunft wichtige Themen sein. Da die Messemarken rund um den Globus das ganze Jahr über zunehmend digital mit ihren Kunden und der Öffentlichkeit kommunizieren, wird der operative Umgang mit Daten genauso wichtig wie der operative Umgang mit den Ausstellern und Besuchern selbst.
3. Die Schaffung der richtigen Grundlagen trägt viel zur Schaffung von Erlebnissen bei
Viele Jahre lang wurde das Wort „Show“ im Wort „Show floor“ so verstanden, dass die Messeteilnehmer ihre Produkte und Dienstleistungen ausstellen. Für die Generation der Millennials und Post-Millennials geht es aber ebenso um die „Show”, die ein Messeveranstalter um seine Ausstellung herum aufzieht.
„Festivalisierung” ist ein Schlagwort, das auch wieder verschwinden wird – zu Recht. Wir tun jedoch gut daran, genau auf unsere Kunden und ihre Forderung nach sehr persönlichen und individuellen Erfahrungen bei der Teilnahme an einer Messe zu hören. Da die Überschneidung zwischen Messen und Kongressen/Konferenzen weiter zunimmt, gibt es Möglichkeiten, dies auch aktiv umzusetzen – und all jene, die diese sich wandelnden Anforderungen nicht beachten, gehen ein Risiko ein.
Nach der Befragung von mehr als 13.000 Messebesuchern weltweit für die Studie „Global Visitor Insights“ von UFI/Explori verfügen wir über fundierte Informationen über die sich verändernden Erwartungen der Besucher. Einige Besucher sind „messemüde” (weniger in den Entwicklungsländern als in den entwickelten Ländern, wobei der höchste Anteil – 25 Prozent – auf Nord- und Südamerika entfällt). Die Besucher berichten, dass ihr Interesse an anderen Kanälen, etwa Online-Marktplätzen und -Konferenzen, im Vergleich mit Fachmessen voraussichtlich erheblich steigen wird.
Sowohl die Veranstalter als auch die Veranstaltungsorte sind gut beraten, nie zu vergessen, dass sie bei den „Brot und Butter“-Themen höchste Qualität bieten müssen, denn aus Sicht des Messekunden sind die Knackpunkte überraschend einfach – die fünf wichtigsten sind: Sitzbereiche, Catering, die Wartezeit im Eingangsbereich, Parkplätze und Ausstellerqualität. Die Veranstalter können viel zur Zufriedenheit der Besucher beitragen, wenn sie diese fünf Faktoren im Griff haben.
4. Konsolidierung und Kooperation
Wir konnten in den letzten zwei Jahren intensive Übernahmeaktivitäten beobachten, was unsere Branche drastisch verändert hat. Ferner werden weltweit mehr und bessere Ausstellungsflächen errichtet, wie die World Map of Venues der UFI zeigt. Für 2019 erwarten wir die Eröffnung des wohl weltgrößten Messezentrums in Shenzhen. In unsere Branche fließen Milliarden Dollar. Und alle Zeichen deuten momentan darauf hin, dass unsere Branche trotz der weniger positiven Konjunkturaussichten für Investoren auf der Suche nach soliden, mittelfristigen Renditen attraktiv bleibt.
Der Mix der Akteure in der Branche ist weiter vielfältig: börsennotierte Unternehmen, Veranstalter und Messeplatzbetreiber in öffentlichem Eigentum, Familienunternehmen, Entrepreneure und Regierungsstellen. Die wachsende Zahl der „branchenfremden Investoren” lässt die Preise auf neue Höhen ansteigen; es bleibt jedoch abzuwarten, ob all diese Wetten auf das Wachstum erfolgreich sein werden. Dem Ruf unserer Branche kommt dieser Trend aber sicherlich zugute. Er hilft unseren Stakeholdern, die wirtschaftlichen Auswirkungen, die jede Messe und jeder Messeplatz täglich generiert, besser zu verstehen.
5. Vielfalt in Führungspositionen
Schaut man sich die Teams an, die Messen rund um den Globus organisieren und ausbauen und die Messeplätze betreiben, findet man ein breites Spektrum an Kompetenzen, Nationalitäten und Qualifikationen. Langsam, aber sicher schlägt sich dies in unserer Branche auch in den Führungspositionen nieder. In den letzten zwei Jahren konnte man rund um die Welt stetige Berufungen in Spitzenpositionen beobachten, mit denen die Vielfalt in den Vorstandsetagen durch neue Stimmen angereichert wurde – einerseits vor allem durch Frauen, zum anderen aber auch durch branchenfremde Neuzugänge. Beide dieser Trends werden sich 2019 und darüber hinaus fortsetzen und beschleunigen, wovon unsere Branche profitieren wird. Reduziert man diese Diskussion allerdings nur auf die Geschlechterfrage, lässt man einen wichtigen Teil aus; Kulturen und Kompetenzen sind in dem Mix genauso wichtig. So sagte mir neulich jemand: „Wenn man CEO ist, sind die Herausforderungen die gleichen – egal ob man ein Mann oder eine Frau ist, aus Europa, Amerika oder Asien kommt und egal welche Hautfarbe man hat.”
Über den Gastautor:
Kai Hattendorf ist seit 2015 Geschäftsführer des Weltmesseverbandes UFI. Der gelernte Journalist war zuvor – von 2007 bis 2015 – bei der Messe Frankfurt tätig, zunächst als Leiter der Unternehmenskommunikation, ab 2011 zusätzlich als Leiter des neu geschaffenen Bereiches Digital Business. Stationen vor der Messe Frankfurt waren T-Online und dpa-AFX. Hattendorf studierte an den Universitäten Dortmund und Edinburgh sowie als Fulbright-Stipendiat an der American University in Washington, D.C.
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von Gastautor | Dez 6, 2018 | Allgemein, Messebeteiligung, Messe, Technologie
Das Thema Nachhaltigkeit betrifft uns alle. Egal in welcher Situation, egal ob Tag oder Nacht, ob in der Freizeit, im Beruf und nicht zuletzt auch auf dem Messestand. Nachhaltiges Denken ist mehr denn je von uns allen gefordert. Gerade auf Messen hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr viel verändert. Thorsten Kollmeier, Vertriebsleiter beim Messedienstleister WUM Design GmbH, blickt auf die Auseinandersetzung der Branche mit diesem Thema zurück und beschreibt seine heutigen Erfahrungen.
War es vor dreißig Jahren nicht unüblich, trotz eines, im Vergleich zu heute, überproportionalen Einsatzes von Systemständen so ziemlich alles wegzuwerfen, begann das erste Umdenken, als die Messeveranstalter die Entsorgung kostenpflichtig machten. Da ging es dem Messebauer und Aussteller schmerzhaft ans Portemonnaie. Auf der anderen Seite gehören seitdem Müllberge
aus frischen, aber nicht verteilten Prospekten, die Aussteller nach der Messe sorglos in die Gänge warfen, der Vergangenheit an. Es war der Beginn einer Trendwende, wenn auch nicht mit einem Schlag alles besser wurde. Nachhaltigkeit entwickelte sich daher zu einem schleichenden, unterschwelligen und beständigen Prozess des Umdenkens, der bis heute nicht abgeschlossen ist. Die Ursache für dieses Umdenken hat verschiedene Ansätze.
- Kostengetrieben begann man darüber nachzudenken, wie der finanzielle Aufwand durch Wiederverwendung gesenkt werden konnte. Den teilweise großen Umfang an Messebeteiligungen konnte man nun etwas wirtschaftlicher gestalten, indem Präsentationsmöbel und Baugruppen immer wieder verwendet wurden. Wir minimierten so nicht nur die Kosten, sondern anteilig auch die Umweltbelastung.
- Im Laufe der Zeit nahm die Bereitschaft zu Experimenten mit neuen Messebeteiligungen ab, ja man reduzierte die Beteiligungen teilweise erheblich. Auch ein Teil der Müllvermeidung, könnte man sagen.
- Less is more! Der neue alte Leitspruch des Bauhauses prägt seit längerem die Art der Produktschau auf dem Messestand. Ausgewählte Exponate stehen exemplarisch für eine Produktwelt und werden heutzutage häufig durch virtuelle Anwendungen ergänzt. Das Transportvolumen reduzierte sich drastisch.
- Emotionale Großdrucke ersetzten die nackten Zahlen und Fakten und sprechen nun den Besucher auf emotionale Art an. Mitunter ersetzen Großdrucke komplette Wandscheiben. Aber gerade bei den Großdrucken darf man sich nicht in die Irre führen lassen. Wir reden zwar oft von Stoffdrucken und Textilien. In der Regel sind diese Materialien aber Chemiefasern und tragen nicht zur Nachhaltigkeit bei. Die zur Bedruckung verwendeten Farben sind ebenfalls nicht nachhaltig.
- Wurde früher tonnenweise Material zur Messe gefahren und dort oft entsorgt, prüfen aktuelle Aussteller sehr genau, was und welchem Umfang zur Messe gebracht wird und wieder verwendet wird.
- Nicht zuletzt der frühere amerikanische Präsident Barack Obama hatte indirekt Einfluss auf europäische Messebeteiligungen. Zu Beginn seiner ersten Amtszeit machte er die Nachhaltigkeit zu seinem erklärten Ziel und viele amerikanische Firmen folgten dieser Politik. Konsequenz war, dass alle amerikanischen Aussteller und deren Töchter das Thema Nachhaltigkeit bei Messebeteiligungen etablierten, auch wenn es bei manchem Unternehmen den wirtschaftlichen Rahmen sprengte und geplante Budgets komplett über den Haufen warf. Aber diese permanente Sensibilisierung, der stete Tropfen, führte sukzessive zu einem Umdenken – zumindest bis zum Ende der zweiten Amtszeit von Barack Obama.
- Die aktuell stattfindende `Revolution´, das digitale Zeitalter, führt zum nächsten und vielleicht zum zentralen Umdenken in der Messewelt. Fragen, mit denen ich seit dreißig Jahren konfrontiert werde, scheinen nun Relevanz zu erhalten.
– Wie wird sich die Messe entwickeln?
– Brauchen wir künftig noch Messen?
– Brauchen wir noch Prospekte?
– Was erwartet der Kunde im digitalen Zeitalter von mir auf meinem Messestand?
– Wann und wo beginnt meine Messebeteiligung und wann und wo endet diese?
So ungewiss, wie diese Fragen wirken, ist die Zukunft der Messebeteiligung nicht und das Persönliche, Menschliche, die non-verbale Interaktion, der EQ wird aktuell durch keine noch so smarte Robotik oder durch einen noch so gut geschriebenen Algorithmus ersetzt werden. Ein Blickkontakt oder die `Chemie´, die, neben vielen anderen Aspekten, die Grundlage einer guten Geschäftsbeziehung darstellen, werden nicht so schnell ersetzt werden können.
Fakt ist aber, die sich exponentiell verändernde Welt trägt ebenfalls zur Nachhaltigkeit bei. Prozesse, Industrieanlagen, komplexe und vielfältig einsetzbare maschinelle Applikationen sind Beispiele, die den Einsatz einer virtuellen Anwendung AR / VR, am Touchpad oder in einer Cave geradezu herausfordern. Diese Möglichkeiten führen zu einer Simplifizierung der Anforderungen an einen Messestand und fokussieren auf die dreidimensionale und mediale Umsetzung. Wir bewegen uns damit weg von einer rein durch Architektur getriebenen Umsetzung hin zu einer “Mediatektur”. Der Begriff Mediatektur setzt sich zusammen aus Medien und Architektur. Darunter verstehen wir eine architektonische Lösung und eine Umsetzung, die maßgeblich durch den Einsatz medialer Inhalte und Endgeräte geprägt ist.
Als Vertreter einer Branche, der man schon immer den Umweltschutz abgesprochen hat, freut es mich, dass ich immer wieder danach gefragt werde, wie Umweltschutz im Messebau möglich und realisierbar ist. Leider scheitert mancher Wunsch nach Nachhaltigkeit nicht selten an wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Aber es gibt Hoffnung! Und selbst bei strengen wirtschaftlichen Vorgaben gibt es zahlreiche Ansatzpunkte, wie Aussteller ihrem Wunsch nach Nachhaltigkeit gerecht werden können. WUM Design hat in einem Leitfaden zusammengefasst, wie Unternehmen ohne großen Aufwand ihre Messebeteiligung, in Zusammenarbeit mit ihrem Team und ihren Dienstleistern, umweltbewusster gestalten können – ganz nebenbei.
Über den Gastautor
Thorsten Kollmeier ist seit 30 Jahren in allen Kompetenzfeldern des Messebaus tätig. Bei seiner Tätigkeit als Vertriebsleiter bei WUM Design GmbH & Co. KG steht er in permanentem Austausch mit Kunden, Geschäftspartnern und Institutionen. Sein berufliches Wissen fließt in redaktionelle Beiträge ein oder ist Bestandteil bei Vorträgen auf Kongressen, Verbandstreffen oder Schulungsmaßnahmen. Seit 2012 ist das Unternehmen als „Sustainable Company“ nach Standards des FAMAB Kommunikationsverband e.V. zertifiziert.
Foto: © malp – fotolia.com
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von Gastautor | Apr 19, 2018 | Allgemein, Digitalisierung, Messe, Messe und Kommunikation, Messewirtschaft, Service auf Messen
Erste Erfahrungen mit der Messenger-App WeChat
Während in Europa die Social-Media-Kommunikation rund um Messen überwiegend über Facebook, Twitter und Co. läuft, ist in China die Messenger-App WeChat Branchenführer. Das Besondere an der Anwendung: Sie bietet ebenfalls Möglichkeiten zur Leaderfassung und Vernetzung mit dem Kunden. Gastautorin Spomenka Kolar-Zovko, Messetrainerin und Inhaberin der Akademie escolar, hat sich auf einer fünftägigen Seminarreihe im chinesischen Wuhan mit den Funktionen der App bekannt gemacht.
Während eines meiner Messetrainings zur Light+Building, sprach eine Teilnehmerin aus dem Bereich Export von ihrer Erfahrung mit China und über die App WeChat als eine Alternative zu Gesprächsnotizen auf Papier und zur hauseigenen App, mit der die Besucher erfasst werden. Eine interessante Nutzungsmöglichkeit, denn für uns Messeprofis ist es eine immer aktuelle Herausforderung, unsere Besucher optimal zu erfassen.
WeChat? Noch nie gehört!? In China ist die Messenger-App Marktführer, im Rest der Welt (noch) kein Thema. Während einer Reise für eine Seminarreihe in Wuhan in der Provinz Hubei, konnte ich mich dann selbst von dem Stellenwert dieser App in China überzeugen.
Die App WeChat ist in China so beliebt wie keine Zweite. Das hat verschiedene Gründe. Zum einen sind in China bekanntlich WhatsApp, Facebook, Twitter und Co. verboten, zum anderen bietet die Anwendung WeChat auch sehr viele interessante Features. Westliche Messenger beschränken sich darauf, Texte, Fotos und Videos zu verschicken und vielleicht Sprach- und Videotelefonate anzubieten. Anders WeChat. Die Liste der Nutzungsmöglichkeiten ist lang: einkaufen, spielen, Reisen buchen, ein Taxi bestellen oder Arzttermine vereinbaren. Eine Echtzeit-Standortfreigabe ist genauso vorhanden, wie eine Sprachunterstützung von 20 gängigen Sprachen. Ebenso gibt es verschiedene günstige Telefonoptionen innerhalb und außerhalb der App. Funktionen, für die westliche Nutzer Spezial-Apps brauchen, sind in diese Allzweck-App schon eingebaut. Wer den Dienst installiert, kann auf andere Apps verzichten.
Auch bezahlen funktioniert bequem – zum Beispiel im Supermarkt: scannen, Betrag eingeben, fertig. 600 Millionen Kunden bezahlen bereits mit WeChat. In eingen Geschäften konnte ich mit Bargeld oder Kreditkarte bereits gar nicht mehr bezahlen.
Speziell im Businessbereich werden Visitenkarten nicht mehr „händisch“ übergeben, sondern man tauscht die Daten per WeChat. Auf diese Weise wird nicht nur schlicht ein Datensatz generiert, sondern man ist mit dem Kunden zugleich in einem sozialen Netzwerk verbunden. Statt sich den Kopf zu zerbrechen, wie ich einem chinesischen Geschäftspartner sinnvoll die Visitenkarte überreiche, gibt es hier eine Technik, die einfach zu handeln ist und gerne genutzt wird. Auch in Deutschland sollten ernsthaft interessierte Aussteller sich diese App einmal anschauen und ausprobieren, welche Möglichkeiten sich damit erschließen lassen. Aktuelle Techniken der Leaderfassung sind weiterhin oft nicht ausgereift und Aussteller wie auch Standmitarbeiter sind immer auf der Suche nach besseren und ergänzenden Lösungen.
Knackpunkt dabei ist natürlich das Thema Datensicherheit. Die App besitzt zwar als einziger Messenger eine TRUSTe-Zertifizierung und bietet somit eine gute Privatsphären-Einstellung. Allerdings ist dies natürlich mit Vorsicht zu genießen, denn die Daten werden in China gespeichert. Eine ähnlich undurchsichtige Bank wie der Dienst WhatsApp, bei dem die Verwendung der in den USA gespeichert Daten auch nicht unter Kontrolle bleibt. Der Beliebtheit tut dies aber ja bekannt keinen Abbruch.
Über die Gastautorin
Spomenka Kolar-Zovko ist Messetrainerin und Inhaberin der Akademie escolar in Darmstadt, einem spezialisierten Bildungsanbieter und Marketingberater in der Messe- und Eventbranche. Nach langjähriger Tätigkeit im Vertrieb, ist Spomenka Kolar-Zovko seit 1997 selbstständig als Trainerin tätig. Heute schult und trainiert sie jährlich mehrere tausend Teilnehmer.
Fotos: Akademie escolar
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