von Benno Wagner | Feb 26, 2020 | Baustoff, Stein, Aus der Messe- & Kongresswelt, Nachhaltigkeit, Naturstein, Stone+tec, Design
Bei der Gestaltung mit Naturstein stehen die Materialität, Emotion und Ökologie im Mittelpunkt: Naturstein erfüllt hohe technische und ökologische Anforderungen, die ihn zu einem nachhaltigen Baustoff machen. Zugleich besitzt Naturstein eine emotionale Komponente, die immer mehr Designer für sich entdecken. Auf der Stone+tec 2020 in Nürnberg wird die Wiederentdeckung des Steins mit einer Design-Sonderschau zelebriert.
Der Klimawandel und seine Auswirkungen auf die Umwelt sind weltweit spürbar. Beim Weltwirtschaftsforum 2020 in Davos standen die von Menschen verursachten Umweltschäden ganz oben auf der Agenda. Während Politiker und Unternehmer über die Folgen des Klimawandels und mögliche Reaktionen darauf diskutierten, arbeiten Steinmetze bereits seit der Antike mit einem Werkstoff, der einen wertvollen Beitrag zu einer ressourcenschonenderen Lebensweise leistet.
Schweres Material mit leichtem Fußabdruck
Als Baustoff, der bereits in der Natur in fertiger Form zur Verfügung steht, erfüllt Stein optimal die Anforderungen an nachhaltige Baumaterialien. Bei der Gewinnung und Weiterverarbeitung wird deutlich weniger Energie verbraucht als bei der Herstellung von Beton, Glas oder keramischen Baustoffen. Das Design der Zukunft wird daher noch stärker darauf achten, so wenig Energie und Abfall wie möglich bei der Produktion, Entsorgung oder Wiederaufbereitung zu erzeugen. Die vielfältigen Verarbeitungsmöglichkeiten zu kennen, ihrem Reiz aber nicht um jeden Preis zu erliegen, ist ein zukunftsweisender Weg im Steindesign.
Nachhaltiger gestalten
Nachhaltiges Design folgt klar definierten Ansätzen. Ganz oben steht der Einsatz von Werkstoffen, die keine schädlichen Auswirkungen auf die Umwelt haben. Neben einer energieeffizienten Verarbeitung soll das Design eine langfristige Nutzung herbeiführen, beispielsweise indem ein Waschbecken oder einen Tisch so gestaltet sind, dass sie möglichst lange nicht nur technisch, sondern auch emotional attraktiv bleiben. Müssen sie dennoch ersetzt werden, lassen sie sich im Idealfall wiederverwerten. Bodenplatten und Pflastersteine sind hierfür das bekannteste Beispiel.
Sie kommen von hier: Regionale Steine
Überhaupt erzielt eine Gestaltung, die die natürliche, individuelle Textur des Natursteins betont und auf überflüssiges Beiwerk verzichtet, eine besonders starke Wirkung. Den besten Beweis lieferte Mies van der Rohe bereits 1929 mit den wandhohen Steinpaneelen in seinem Barcelona-Pavillon. Die Wandbekleidungen sind frei jeglicher Ornamentik und entfalten ihre Wirkung ausschließlich durch die Schönheit der gespiegelten Maserungen. Zahllose Architekten weltweit folgen diesem berühmten Vorbild und lassen Wände, Fassaden, Wellnessanlagen oder Theken in der Gastronomie alleine durch die optische Kraft ausgewählt schöner Natursteine glänzen. Neben der Materialwahl spielt auch die Herkunft des Rohmaterials eine immer größere Rolle im modernen Steindesign. Kurze Transportwege und der damit verbundene, für die Umwelt vorteilhaftere ökologische Fußabdruck sind ein wichtiges Argument für Steine aus dem europäischen Bereich.
Naturstein in der Architektur: Die besten Arbeiten kürt der Deutsche Naturstein Preis im Rahmen der Stone+tec! Der renommierte Architekturpreis wird vom Deutschen Naturstein-Verband verliehen. Mehr zu nachhaltigem, funktionalen Naturstein-Design gibt es auf der Stone+tec 2020, im Rahmen der neuen Sonderschau Stone for Future. Der vollständige Artikel erschien zuerst im Newsroom der Fachmesse Stone+tec.
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von Barbara Böck | Feb 12, 2020 | Aus der Messe- & Kongresswelt, BIOFACH, Interview, Ökolandbau, Trinkwasser, Wasser, Wasserknappheit, Wasserverschmutzung
„Wir müssen endlich handeln!“
Wasser ist Grundlage allen Lebens. Als Trinkwasser, Lebensraum für Pflanzen und Tiere und Bestandteil unseres Ökosystems, ist es unentbehrlich. Zudem ist es als Energiequelle, Transportmedium und Rohstoff ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Doch wie gehen wir mit diesem kostbaren Gut um? Wasser wird häufig verschmutzt, gar vergiftet, verschwendet und es ist immer häufiger an vielen Stellen dieser Welt knapp. Für Wasser gibt es keinen Ersatz. Deshalb wird es höchste Zeit, sich um einen effektiven Schutz und die Bewahrung dieser Ressource zu kümmern. Genau dazu fühlt sich seit über vierzig Jahren der Bio-Pionier und Vorsitzende der Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser Dr. Franz Ehrnsperger berufen. Ehrnsperger ist überzeugt, dass Öko-Landbau die beste Methode zur Reinhaltung von Wasser ist und er setzt sich dafür an vielen Stellen ein. „Wir müssen endlich handeln“, sagt er.
Auf der BIOFACH 2020, vom 12. – 15. Februar wird es zahlreiche Vorträge und erstmals eine eigene Sonderschau zum Thema Wasser geben, den Treffpunkt „Wasser – gefährdete Grundlage des Lebens?“.
Immer öfter hören wir erschreckende Nachrichten über die Verschmutzung, die Verschwendung und die Knappheit von Wasser. Dabei sollte doch jedem klar sein, dass ohne Wasser kein Leben auf dem Blauen Planeten möglich ist. Herr Dr. Ehrnsperger, handelt es sich um Ignoranz oder Unwissenheit im Umgang mit diesem elementaren Baustein des Lebens?
Wir bei Lammsbräu haben aus guten Gründen schon vor über vierzig Jahren begonnen, das Wasser zu schützen. Wasser ist ja nicht nur der wichtigste Rohstoff für das Bier, sondern insgesamt das wichtigste Lebensmittel für Mensch und Tier. Das haben damals viele nicht verstanden, denn für die meisten ist Wasser die selbstverständlichste Sache der Welt. Heute sind wir jedoch an einem Punkt angekommen, an dem das System Natur zu kippen droht und uns dringend dazu aufruft, etwas zu tun.
Doch herrscht leider immer noch viel Ignoranz vor. Zudem spielt auch Unwissenheit eine erstaunlich große Rolle. Vielen ist tatsächlich nicht klar wie die Kreisläufe der Natur funktionieren. Man nimmt die Gaben der Natur einfach entgegen, unter dem Motto, das steht mir doch zu, ich habe keinerlei Verpflichtungen, es ist nicht meine Verantwortung, so die Denkweise vieler. Dabei ist es eine Rücksichtslosigkeit gegenüber der Natur und der Gegenwart, vor allem aber gegenüber der Zukunft sowie unseren Folgegenerationen, wenn wir zum Beispiel in der Landwirtschaft nur auf mehr Ertrag setzen und das Maximum ohne Rücksicht auf die Umwelt von den Feldern holen.
Wie steht es um die Ressource Wasser?
Möchte man den Status Quo unseres wichtigsten Lebensmittels beschreiben, muss man differenzieren. Wir hier in Nordeuropa gehören – rein von der zur Verfügung stehenden Menge – nach wie vor zu den begünstigten Regionen. Doch auch hier gibt es schon massive Beeinträchtigungen des Wassers. Und das betrifft die Qualität: Mehr als ein Drittel des deutschen Grundwassers sind nach offiziellen Untersuchungen schon heute in einem chemisch schlechten Zustand. Auch deshalb hat der Europäische Gerichtshof ein Urteil gefällt, das Deutschland dazu verpflichtet, endlich wirksame Maßnahmen zur Reinhaltung des Grundwassers zu ergreifen. Doch die erste Düngeverordnung war ein Papiertiger. Der neue Gesetzentwurf hat heftige Proteste der Bauern hervorgerufen. Die Bauern trifft letztlich keine Schuld an der Misere, denn sie haben nur das getan, was ihnen von den Landwirtschaftsministern und -verbänden empfohlen wurde und schlicht der hier üblichen Art des Wirtschaftens entsprach. Nur wenige haben dieses perverse System der chemischen Aufrüstung und den dadurch erzeugten Irrweg durchschaut.
„Mehr als ein Drittel des deutschen Grundwassers sind nach offiziellen Untersuchungen schon heute in einem chemisch schlechten Zustand.“
Im internationalen Kontext tragen die Industrienationen und ihre in die ganze Welt exportierte Art des Umgangs mit der Natur mehrfach Schuld: Zum einen mit dem großen Anteil am Klimawandel, der im globalen Süden zu Versteppung und Wüstenbildung führt. Zum anderem haben wir oft stabile, den lokalen Verhältnissen angepasste Strukturen der Lebensmittelerzeugung zerstört. Das hat zu massiver Landflucht und zur Destabilisierung der politischen Systeme geführt. Doch am Ende stehen die globalen Katastrophen von heute. Dabei geht es einfach nur darum, die Natur zu unterstützen und nicht gegen sie zu arbeiten.
Sie haben in zwei Schwarzbüchern den Zustand unseres Grund- und Trinkwassers untersucht. Was gefährdet unser wichtigstes Lebensmittel am meisten?
Durch diese Zusammenschau und die Betrachtung der Gesamt- zusammenhänge in den Schwarzbüchern zum Zustand von Grund- und Trinkwasser wird ganz deutlich, welch negative Einflüsse die industrialisierte Landwirtschaft mit Massentierhaltung und Biogas-Anlagen hat. Es ist erschreckend, in wieviel Prozent der Wasservorkommen man laut amtlichen Daten bereits Giftstoffe wie Nitrat, Pestizidmetabolite und Medikamentenrückstände findet. Zudem werden unsere Böden mit viel zu viel chemischen Stoffen, Gülle und Gärresten kaputt gemacht. Und auch hier gibt es einen ganz engen Zusammenhang zum Wasser. Der Boden verliert, erstens, sein Infiltrations- und Wasserhaltevermögen sowie seine Reinigungsfähigkeit. Gute, humusreiche Böden können ohne weiteres 30 – 40 Liter Regen pro Stunde aufnehmen, bis zu 150 Liter sind bei gesunden Böden möglich. Ein langjährig industriell angebauter Mais-Acker hingegen schafft kaum mehr als 20 Liter. Das kostbare Wasser fließt oberflächlich ab, es erzeugt Erosion und Hochwasser.
Ebenso essentiell ist, zweitens, das Wasserhaltevermögen. Pro 1 % Humus kann ein Boden bis zu 400 m3 Wasser pro Hektar speichern – das ist eine ganze Menge. Eine Trockenperiode von 3 – 4 Wochen macht diesen Böden nichts aus. Das haben unsere Bio-Bauern in den trockenen Sommern des letzten Jahrzehnts bewiesen – sie haben gute Ernten eingebracht.
Die dritte wichtige Funktion eines guten Bodens ist die Reinigungsfähigkeit. Denn alles Wasser, was in den Boden eindringt, wird durch Bodenlebewesen gereinigt. In toten Böden ist dies nicht möglich. Die vierte wichtige Funktion ist die Zuführung zum Grundwasser. Wasser, das nicht in die Böden eindringt ist für die Wasservorräte verloren. In gesunden Böden wird das Grundwasser kontinuierlich aufgefüllt und erlaubt uns, Wasser auch wieder zu entnehmen, ohne dass der Grundwasserspiegel gefährlich absinkt. So entsteht ein nachhaltiger Kreislauf: Gesunder Boden – Pflanze – Wasser ist gleich gesunder Mensch. Deshalb ist es so zentral, unsere Böden biologisch zu pflegen. In den Richtlinien für Bio-Mineralwasser haben wir schon vor 12 Jahren festgelegt, dass jeder Bio-Mineralwasser-Hersteller eine Funktion als Wasser- und Klimabauer erfüllen muss.

Dr. Franz Ehrnsperger, Vorsitzender der Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser und Seniorchef der Neumarkter Lammsbräu (Copyright: Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser e.V.)
Der Öko-Landbau spielt die zentrale Rolle. Gibt es dafür Beweise?
Auch hier lohnt ein Blick in die Schwarzbücher der Qualitätsgemeinschaft: Durch die Umstellung auf Ökolandbau haben sich zum Beispiel in Österreich die Wasservorkommen in den entsprechenden Gebieten erholt. Metastudien wie die neue Untersuchung des Thuenen-Instituts in Zusammenarbeit mit einer Reihe von Universitäten zeigen dasselbe. Der direkte Zusammenhang zwischen Nitrat- und Pestizidausbringung auf die Wasserqualität und Vorräte unbelasteten Wassers ist unbestritten. Wenn man Agrochemie auf die Felder kippt, findet man über kurz oder lang Rückstände von systemischen Pestiziden, chemischen Düngern, Gülle oder Medikamenten in den Wasservorkommen. Alles hängt mit allem zusammen. Das einzige, was hilft, ist den Stoffeintrag von oben zu stoppen. Es ist allerhöchste Zeit zum Umsteuern!
Wie lautet die Zukunftsvision Ihrer Wasserschutz-Strategie? Brauchen wir eine Wasserwende und mehr Öko-Landbau?
„Wir müssen endlich anfangen, unsere Zukunftsaufgaben zu erfüllen und unsere Verantwortung wahrzunehmen.“
Keine Frage, wir brauchen 100 % Öko-Landbau, das ist unsere Vision. Damit haben wir die Kontrolle über die Qualität der Böden und die Sicherheit vor der Vergiftung unseres Wassers. Deutlich ist allerdings auch, dass die konventionellen Bauern in der Sackgasse stecken und wir ihnen helfen müssen, einen Weg heraus zu finden. Regenerative Landwirtschaft macht den langsamen Wiederaufbau der Böden möglich und schafft eine Perspektive für die Bauern, die erleben können, dass Bodenbearbeitung und natürliche Methoden mittelfristig die Ressource Boden tatsächlich revitalisieren können. Es ist für alle Beteiligten sehr schön zu beobachten, wie die Natur sich selbständig regeneriert, wenn wir sie nicht kaputt machen.
Wir müssen endlich anfangen, unsere Zukunftsaufgaben zu erfüllen und unsere Verantwortung wahrzunehmen. Stellen sie sich vor, 1 % Humusaufbau pro Hektar durch Öko-Landbau kann zusätzlich 40 – 60 Tonnen CO2 binden. Neben Aufforstung haben wir so einen unglaublich effektiven Hebel und einen maßgeblichen Beitrag zur Entlastung des Klimas.
Der Zugang zu sauberem Wasser ist ein Menschenrecht. Wie können wir das in Zukunft leisten?
Weil Wasser das wichtigste Lebensmittel ist, gehört es selbstverständlich auch zu unseren Aufgaben, im globalen Süden unsere Verantwortung zu übernehmen. Die positive Wirkung von mehr Öko-Landbau in dieser Hinsicht habe ich bereits angesprochen. Dazu muss aber auch Hilfe vor Ort kommen: Speziell Nichtregierungsorganisationen wie beispielsweise Viva con Aqua leisten dort eine großartige Arbeit und sind in jeder Hinsicht unterstützenswert. Neben Brunnenbau ist die Hilfe zur Selbsthilfe zum Aufbau ökologischer Strukturen in der lokalen Landwirtschaft sinnvoll sowie Schulungen zum Umgang mit Abwasser. Prognosen des Potsdam Institut für Klimaforschung zufolge, würde das Nichteinhalten der 1,5°-Marke verheerende Folgen haben, unter anderem ein Leben in der Subsahara-Zone unmöglich machen. Zusammen mit den Klimaflüchtlingen wegen der ansteigenden Meeresspiegel würde das eine nie dagewesene Völkerwanderung auslösen. Gerade in diesen Ländern zählt wirklich jeder Tropfen und wir müssen so schnell wie möglich solidarisch unserer Verantwortung gerecht werden.
Das vollständige Interview lesen Sie im Newsroom der BIOFACH.
Hier geht es zu Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5 und Teil 6 unserer Interview-Serie.
Das Interview führte Karin Heinze, BiO Reporterin International.

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von Barbara Böck | Feb 7, 2020 | BIOFACH, Interview, Indien, IFOAM - Organics International, Klimakrise, Landwirtschaft, ökologischer Landbau, Timbaktu-Kollektiv, Aus der Messe- & Kongresswelt
Seit den bescheidenen Anfängen vor 30 Jahren ist das Timbaktu-Kollektiv in Indien zu einen Best-Practice-Beispiel geworden, das in vielen verschiedenen Bereichen zu mehr Lebensqualität im ländlichen Raum geführt hat – mit vielfältigen Zukunftsperspektiven.
„Wir wussten nur, dass wir, wenn wir Veränderungen herbeiführen wollten, auf einen Marathon vorbereitet sein mussten.“
Bablu Ganguly, Mitbegründer des Kollektivs, können Sie uns bitte die intellektuellen und strategischen Wurzeln des Erfolgsmodells erklären?
Als Erstes muss ich Ihnen sagen, dass wir zu Beginn des Kollektivs kein Konzept und keine strategischen Pläne hatten. Wir wussten nur, dass wir, wenn wir Veränderungen herbeiführen wollten, auf einen Marathon vorbereitet sein mussten. Denn die Welt ändert sich ständig und wir mussten unsere Strategien und damit die Art von Projekten, die wir starteten, ständig ändern. Wir begannen mit dem Versuch, ein Stück unfruchtbares Land zu regenerieren und zu heilen, und heute versuchen wir schließlich, die lokale Wirtschaft zu regenerieren und zu revitalisieren und die Genossenschaftsbewegung gewissermaßen neu zu erfinden. Resilienz, Revitalisierung, Regeneration und Reanimation sind zu unseren Themen geworden. Was auch immer wir erreichen konnten, es liegt am Konzept „Sangha“. Das ist eine Art informeller Zusammenschluss der teilnehmenden Menschen aus einem Dorf. Die Sangha ist der Kern unserer gesamten Arbeit. Wenn wir über unsere Arbeit mit Frauen, mit Menschen mit Behinderungen, mit Bauern, mit den landlosen Landarbeitern und sogar mit Kindern und Jugendlichen sprechen, sind alle in Sangha-Gruppen organisiert. Alle Sanghas treffen sich mindestens einmal im Monat. Diese Sanghas werden in gesetzlich registrierten Genossenschaften mit Gesellschaftern und gewählten Direktoren, etc. zusammengefasst. Die Strategie besteht darin, die Menschen auf Dorfebene zu organisieren, zu bündeln und Cluster zu bilden. Durch diese Genossenschaften nimmt das Kollektiv Programme auf, sehr transparent und in demokratischer Mitbestimmung.
Das Timbaktu-Modell passt sehr gut zu den Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung (SDGs). Halten Sie es für notwendig, diese Ideen in Zeiten der Klimakrise und der negativen Auswirkungen der Agrarindustrie zu multiplizieren?
Auf jeden Fall! Ich glaube nicht, dass wir irgendetwas tun, was nicht in einem anderen Teil der Welt nachahmbar ist. Unsere Arbeit in den Bereichen Ökologie oder Landwirtschaft, unsere Arbeit mit Frauen, Menschen mit Behinderungen, Landarbeiterinnen, mit Kindern und Jugendlichen ist eine sinnvolle Arbeit. Sie hat mit Menschenwürde, Solidarität und sozialer Gerechtigkeit zu tun. Durch die Revitalisierung der lokalen Wirtschaft und die Wiederbelebung von Ökosystemen führt sie zur Minderung der Auswirkungen des Klimawandels, zu ökologischer Nachhaltigkeit, Transparenz und demokratischer Mitbestimmung in allen Bereichen der Entwicklung und Wirtschaft. Im Wesentlichen haben alle ein gutes Leben zum Ziel.
„Wir alle müssen lernen, einander zu vertrauen und uns gegenseitig zu respektieren.“
Was ist das Schlüsselelement, das im ersten Schritt zu realisieren ist?
Die Idee ist, Beziehungen und soziales Kapital aufzubauen. Starke, herzliche, kooperative, ehrliche, respektvolle Beziehungen. Das ist meiner Meinung nach der Kern und das Schlüsselelement. Dies ist auch Teil des Denkens in der Bio-Bewegung weltweit. Wir haben, glaube ich, in drei Jahrzehnten das Sozialkapital in diesem Bereich aufgebaut. So können unsere Projekte funktionieren und die Menschen können diese selbst gestalten. Das ist nicht einfach und muss langsam und stetig aufgebaut werden. Wir alle müssen lernen, einander zu vertrauen und uns gegenseitig zu respektieren. Dann wird der Rest folgen.
Oftmals ist nicht die ökologische Produktion von Waren die größte Herausforderung, sondern die Schaffung eines stabilen Marktes für die Produkte. Wie gelingt das?
Ich stimme zu, dass dies der Schlüssel ist. Die Auseinandersetzung mit dem Markt ist ein weiteres wesentliches Element. Wir müssen jedoch den ärmeren und benachteiligten Menschen dazu verhelfen, sich aus einer Position der Stärke heraus, mit dem Markt vertraut zu machen. Das betrifft nicht den Umgang mit Zahlen, sondern auch, dass wir mit einem gewissen Kapitaleinsatz arbeiten. Das Feld da draußen ist nicht eben und wir müssen helfen, es zu ebnen. Dies konnten wir bewerkstelligen dank der starken Unterstützung, die wir von Organisationen wie dem Sir Dorabji Tata Trust, Mumbai, dem BfW, Berlin, und vielen Freunden und Einzelpersonen erhalten haben, die glauben, dass eine andere Welt und eine andere Wirtschaft möglich ist. Nein, nicht nur möglich, sondern extrem wichtig! Auf der anderen Seite werden sich die Verbraucher immer mehr bewusst, dass etwas nicht stimmt. Die Lebensmittel, die sie essen, sind nicht besonders lecker und gesund. Sie suchen nach Lebensmitteln, die wirklich gut, fair und gesund sind. Die Marke Timbaktu Organic hat im Laufe der Jahre dieses Vertrauen aufgebaut und die Geschichte, die dahintersteht, ist wahr und gut.

Bablu Ganguly (links), Mitbegründer des Timbaktu Kollektivs
Copyright: Karin Heinze
Sie sind auch Vorstandsmitglied der IFOAM Organics International, dem globalen Dachverband der Bio-Bewegung. Wie schätzen Sie die Perspektiven des ökologischen Landbaus in Verbindung mit den Idealen der Gemeinwohl Ökonomie ein? Oder ist es nicht überhaupt Zeit für einen Durchbruch des ökologischen Landbaus und der Gemeinwohlwirtschaft?
Ja, ich bin Vorstandsmitglied der IFOAM Organics International. Dies hat mir die Möglichkeit gegeben zu reisen und viele Menschen aus der ganzen Welt zu treffen. Wohin ich auch gehe, ob in Indien oder außerhalb, die Menschen wollen gutes Essen. Doch nicht jeder will die Premium-Preise zahlen, die Bio kostet. Hier kommt das Ideal der Gemeinschaftsgüterwirtschaft ins Spiel. Die Verbraucher sollten lernen zu verstehen, dass ihre lokalen Bauern auch ein gutes Leben führen wollen. Und die Landwirte müssen verstehen, dass sie Produzenten von Lebensmitteln sind, von denen die lokalen Verbraucher abhängig sind, und dass sie gute Lebensmittel produzieren sollten. Alle sollten verstehen, dass die vier Prinzipien, die Bio definieren –Gesundheit, Ökologie, Fairness und Pflege – zu einer Revitalisierung der lokalen Wirtschaft, ökologischer Nachhaltigkeit, Menschenwürde, Solidarität, sozialer Gerechtigkeit, Transparenz und demokratischer Mitbestimmung führen. Das ist übrigens auch die Bedeutung einer „echten“ Wirtschaftlichkeitsbetrachtung (True Cost Accounting). Außerdem bezieht sich dies nicht nur auf Bio, sondern auf alle Waren, die wir produzieren und austauschen. Die Prinzipien sind die Gleichen. Und das, nur das, wird uns dahinführen, allen ein gutes Leben zu ermöglichen. Ein Leben das reichhaltig, sorgenfrei und gesund ist!
Das vollständige Interview lesen Sie im Newsroom der BIOFACH.
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Das Interview führte Karin Heinze, BiO Reporterin International.

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von Katja Spangler | Feb 5, 2020 | Druckgussmesse, Autos, EUROGUSS 2020, Aus der Messe- & Kongresswelt, Druckguss, Euroguss
Druck-was? Druckguss!
Druckguss ist ein Fertigungsverfahren, bei dem unter hohem Druck Werkstoffe wie Aluminium, Magnesium und Zink in eine spezielle Form gedrückt werden und in dieser vorgegebenen Kontur erstarren.
Doch wofür braucht man Druckguss eigentlich?
Druckguss wird in einer Vielzahl von Branchen gebraucht. Im Grunde begegnen uns Druckgussteile in nahezu allen Bereichen des täglichen Lebens: ob in Möbeln, Elektrogeräten, Autos oder Flugzeugen. Sie sorgen dafür, dass unsere Welt funktioniert. Gerade in der Automobilindustrie sind Druckgussteile von immenser Bedeutung. Diese sind an unzähligen Stellen verbaut: Im Motor, am Lenkrad, im Gurtaufroller, in der Karosserie und am Schlüssel. Und das sind nur einige Beispiele, wo sich Druckguss überall finden lässt (wenn auch oft versteckt im Innenleben und nicht gleich offensichtlich). Kurz gesagt: Ohne Druckguss – kein Auto!
[See image gallery at www.nuernbergmesse.de] Die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten des Fertigungsverfahrens zeigte die Druckguss-Fachmesse EUROGUSS, die auch 2020 wieder der Treffpunkt der internationalen Druckgussbranche war. Die EUROGUSS 2020 präsentierte Produkte, Dienstleistungen und Services entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Insgesamt über 750 Aussteller und rund 15.000 Besuchter trafen sich im Januar in Nürnberg, um über die neusten Trends, Innovationen und aktuelle Entwicklungen zu diskutieren.

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von Stefanie Haug | Jan 30, 2020 | Aus der Messe- & Kongresswelt, HOLZ-HANDWERK, Digitalisierung, NürnbergMesse, Fensterbau Frontale
Der Erfolg im Geschäft eines jeden Handwerksunternehmers beruht auf zufriedenen Kunden. Dafür braucht es vor allem fachlich kompetente Mitarbeiter, effiziente Arbeitsabläufe, gewinnorientierte Geschäftsmodelle sowie innovative Produkte und Dienstleistungen.
Die Digitalisierung macht das Zusammenspiel dieser Erfolgskomponenten planbarer, steuerbarer, transparenter als je zuvor. Doch wie kann die Digitalisierung im Handwerksbetrieb konkret umgesetzt werden?
Mit dieser und weiteren Fragen beschäftigt sich das neue Forum „Digitalisierung Praktisch Gestalten im Handwerk“ auf der diesjährigen FENSTERBAU FRONTALE und HOLZ-HANDWERK, die vom 18. bis 21. März 2020 im Messezentrum Nürnberg stattfinden werden. Für die Entscheider in Handwerksunternehmen dient es als zentrale Anlaufstelle und gibt praktische Tipps, um die digitale Zukunft des Betriebs bestmöglich zu gestalten.
Elke Harreiß, Leiterin FENSTERBAU FRONTALE: „Das Handwerk benötigt digitale Strategien, digitale Werkzeuge und ein darauf ausgerichtetes neues Denken. Dazu gehören zum Beispiel die Wissensdigitalisierung, die umfassende Nutzung von Daten und die digitale Zusammenarbeit zwischen Unternehmen – von der Planung bis zur handwerklichen Ausführung. Der orts- und zeitunabhängige Zugriff auf Auftragsinformationen muss Standard werden.“
Mit Impulsvorträgen, Unternehmergesprächen und der Präsentation von Praxisbeispielen aus Handwerksunternehmen stellt das Forum die Vermittlung von Umsetzungs- und Lösungskompetenz in den Mittelpunkt.
Es wird also nicht nur um digitale Maschinen- und Anlagensteuerung gehen, sondern um ganz konkrete Anleitungen, wie die „Digitalisierung praktisch gestaltet“ werden kann.
Elke Harreiß ergänzt: „Durch neue Entwicklungen sind schon immer neue Berufe und Arbeitsplätze entstanden. Das ist mit der Digitalisierung nicht anders. Vieles wird interessanter und mit mehr Perspektiven verbunden.“
Es geht also für das Handwerk ganz eindeutig um Chancen. Gefragt sein werden in Zukunft gut ausgebildete Fachkräfte, die sich neben Materialien und Werkzeugen mit digitalen Anwendungen auskennen.
Von der Steuerung des Büros oder der Baustelle aus der Cloud über Cybersicherheit bis hin zum Einsatz von Kollaborationstools – bereits im Vorfeld der Messen gibt es in den Newsrooms der HOLZ-HANDWERK und FENSTERBAU FRONTALE praktische Tipps zum Nachlesen für die Inhaber von Handwerksbetrieben.
Forum Digitalisierung praktisch gestalten im Handwerk
Mittwoch, 18. März bis Samstag, 21. März 2020
10 – 18 Uhr
Eingang Mitte, Messezentrum Nürnberg

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von Benno Wagner | Jan 30, 2020 | NürnbergMesse, Medizintechnik, MedtecLIVE, Aus der Messe- & Kongresswelt, Digitalisierung
Kaum ein anderes Thema treibt die Medizintechnik-Branche derzeit zu immer neuen Innovationen an, wie die Digitalisierung. Das spiegelt auch die Fachmesse MedtecLIVE, die nach Ihrer Premiere 2019 heuer zum zweiten Mal im Messezentrum Nürnberg stattfindet: Über ein Drittel der Aussteller bietet digitale Lösungen an. Damit knüpft das Event nahtlos an die Digitalkompetenz der Europäischen Metropolregion Nürnberg an.
Messe, Kongress, Partnering, Networking: Die MedtecLIVE vom 31. März bis 2. April 2020 im Messezentrum Nürnberg ist Europas größtes Branchenevent im Frühjahr – und bietet allen Besuchern ein großes Plus an Wissen und Vernetzung. Die Medtech-Experten erwartet ein Fachprogramm für die gesamte Wertschöpfungskette der Medizintechnik zu Themen wie Digitalisierung, Robotik, KI und Regulatory Affairs.
Im Medical Valley zu Hause
Der Standort Nürnberg könnte für ein Medizintechnik-Event dabei nicht besser gewählt sein. In der Metropolregion Nürnberg sind nicht nur führende Player der Branche wie Siemens Healthineers oder GE angesiedelt. Die Region verfügt auch über ein engmaschiges Netz an Forschungseinrichtungen, Cluster-Verbänden und Inkubatoren speziell mit Fokus auf Medizintechnik und digitaler Medizin. Dazu gehört insbesondere der Medical Valley EMN e.V., der zahlreiche Start-ups unterstützt und bestes mit Klinken, Universität und Unternehmen vernetzt ist, und das Forum MedTech Pharma als eines der größten Gesundheitsnetzwerke Europas mit Sitz in Nürnberg.
Die Synergien zwischen Region und Event könnten also kaum größer sein, wie jetzt auch ein Artikel im Germany Meetings Magazin beschreibt und einen Bogen vom ersten Globus bis zum digitalen Cluster spannt.
MedtecLIVE und MedTech Summit Congress & Partnering
MedtecLIVE ist eine führende Netzwerkplattform für die internationale Medizintechnik-Szene. Das Angebotsspektrum der Fachmesse umfasst die gesamte Prozesskette in der Herstellung von Medizintechnik, vom Prototypen bis zur Marktreife. Auf dem renommierten MedTech Summit Congress & Partnering diskutieren Hersteller, Anwender und Forscher interdisziplinär zukünftige Entwicklungen der Branche. Die nächste MedtecLIVE mit MedTech Summit findet vom 31. März bis 2. April 2020 im Messezentrum Nürnberg statt. Alle Infos unter: www.medteclive.de

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